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AbbildungBörners Grab in Paris

AbbildungGrab Weidigs in Darmstadt

AbbildungGrab Büchners in Zürich

(Abbildung anklicken zum Vergrößern)

Autor: Haaser/ Schlagetter-Bayertz

Erste Eingabe: 06.01.2011
Letzte Eingabe: 20.02.2023

2012, SA 25. Feb. 15:00 Uhr

Die plötzlichen Tode der Hochverräter
Literarischer Erinnerungsgang durch Gießen.

Georg BÜCHNER, geboren am 17. Oktober 1813, nach kurzer Krankheit gestorben am 19. Februar 1937 im Schweizer Exil.

Juda Löw Baruch, geboren in der Judengasse in Frankfurt am 6. Mai 1786, gestorben als Ludwig BÖRNE am 12. Februar 1837 nach längerer Krankheit im Pariser Exil.

Friedrich Ludwig WEIDIG, geboren 1791, 15. Februar in Oberkleen, gestorben im Darmstädter Gefängnis am 23. Februar 1837).

Vor 175 Jahren starben innerhalb von 11 Tagen diese drei für die Demokratiebewegung und Literaturgeschichte bedeutende Personen.
Auf diesem Erinnerungsgang folgen wir den Spuren dieser ebenso literarisch kreativen wie politisch unbequemen Schriftsteller, die von den misstrauischen Behörden des Landesfürsten als „Hochverräter“ apostrophiert und verfolgt wurden. Wir besuchen die historischen Orte innerhalb Gießens, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden können, erinnern an Begegnungen und Begebenheiten, die sie geprägt haben, und gehen der Frage nach, welche Erlebnisse und Ereignisse sich in ihren Werken und literarischen Hinterlassenschaften niedergeschlagen haben.
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Detail-Informationen zum literarischen Spaziergang:
Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführung an der Freitreppe des Alten Schlosses am Brandplatz begibt sich die Gruppe zum „Denkmal der Politischen Innovationen“, wo die dort aufgestellten Skulpturen das Anschauungsmaterial liefern für einen kurzen Exkurs zur Geschichte des Deutschen Vormärz zwischen Julirevolution und Frankfurter Wachensturm, begleitet von den biographischen Skizzen von Büchner, Börne und Weidig mit besonderer Berücksichtigung ihrer jeweiligen Beziehungen zu Gießen.
Geschützt vor äußeren Witterungseinflüssen wird daraufhin in der Turmkapelle am Kirchenplatz der besonderen Umstände der Tode und der Beerdigungen unserer drei Protagonisten gedacht. Dabei wird die besondere Rolle zur Sprache gebracht, die der journalistische Schriftsteller Wilhelm Schulz, - ebenfalls ein ehemaliger Giessener Student und selbst ein Verfolgter der Fürstenwillkür, - für Büchner und Weidig in diesem Zusammenhang gespielt hat.
Am ehemaligen Stockhaus in der Wetzsteinstraße kommt ein weiterer Mitstreiter Büchners und Weidigs zum Vorschein: August Becker, genannt der Rote Becker, eine der markantesten Figuren des hessischen Vormärz, der hier in einem der finstersten Löcher inhaftiert war. Beim Verweilen an dieser Station werden bislang unbekannte Beschreibungen der Zustände im Giessener Stockhaus zu Gehör gebracht.
Auf dem Weg durch die Sonnenstraße passiert die Gruppe das ehemalige Wohnhaus von Börnes Lehrer Friedrich Hezel in den „Neuen Bäuen“, an dessen philanthropischem Institut auf der Hardt bei Gießen der junge Börne seine Hochschulreife erwarb. In der Sonnenstrasse selbst (an der Stelle des Spielwarengeschäfts Fuhr) stand im 19. Jahrhundert das Giessener Gesellschaftshaus als einer der wichtigsten Ort des geselligen Lebens der Giessener Bürgerschaft. Hier wohnte im oberen Stockwerk über den Einrichtungen des Gesellschaftsvereins der berüchtigte und verhasste Untersuchungsrichter Georgi, der mit seinen barbarischen Untersuchungsmethoden im Gefängnis in Darmstadt den inhaftierten Ludwig Weidig in den Freitod getrieben haben soll.
Das Haus, in dem Büchner in Gießen seine Studentenbude hatte, stand im Seltersweg. An dem mit einer Plakette gekennzeichneten sogenannten Büchnerhaus wird Büchners Rolle in der Giessener Sektion der Gesellschaft für Menschenrechte erläutert und die Entstehungsgeschichte politischen Flugschrift „Der Hessische Landbote“ referiert.
In Sichtweite des Hauses lag das Selterstor, das ehemalige südliche Giessener Stadttor, wo Georg Büchners Freund Karl Minnigerode mit einer größeren Anzahl von Exemplaren des „Hessischen Landboten“, die er unter dem Wams und in den Stiefelschäften versteckt hatte, aufgegriffen und verhaftet wurde.
In der Katharinengasse wird auf den Verrat der im Untergrund arbeitenden Gruppe um Weidig eingegangen und die Konsequenzen für die Verschwörer skizziert. Ein Exkurs beleuchtet die Rolle Börnes im Pariser Exil und seine Haltung zu den Ereignissen im Deutschen Vormärz.
Zwischen den Gaststätten „Bitchen“ und „Ulenspiegel“, gewissermaßen im historischen Hinterhof des Seltersweges, findet sich Gelegenheit, auf einige Facetten der Rezeptionsgeschichte Büchners, Börnes und Weidigs einzugehen.
Damit befindet sich die Gruppe bereits am Eingang des Buchantiquariats „Dichtung und Kunst“, dessen Inhaber, Herr Dieter Schormann, ehemaliger Präsident des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, uns in seinen Räumlichkeiten aufwarten wird (gegen 16.30 Uhr). Neben einem speziell auf die Thematik des Stadtrundgangs ausgerichteten Büchertisch warten auch Erfrischungen in Form von warmen und kalten Getränken und etwas zum Knabbern auf die Teilnehmer der Führung. In dem Gewölbekeller neben dem Verkaufsraum findet dann zum Abschluss eine kurzweilige Lesung mit amüsanten und interessanten Anekdoten und Erinnerungstexten zur Giessener Vormärzzeit statt.
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Literarischer Vormärz in Gießen
Basisartikel zu den Büchner-Gedenkjahren 2012 und 2013
von Rolf Haaser
Auszug aus:
Rolf Haaser, „Literarische Kultur: Das 19. Jahrhundert.“ In: 800 Jahre Giessener Geschichte
1197-1997, hg. v. Ludwig Brake und Heinrich Brinkmann. Gießen, Brühlscher Verlag 1997,
S. 512-539; hier S. 515-530, 538f.
Zum Runterladen Basisartikel
www.lz-giessen.de/uploads/Dokumente/basisartikel_buechner.pdf

Kategorie:  Chronologie
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