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Abriss Stadtgeschichte
12. - 20.Jh.
Text: Das Alte Gießen
Nach einer Landesteilung des Gleiberger Besitzes entsteht im Mündungsgebiet der Wieseck in die Lahn eine Wasserburg. Die dendro-chronologischen Untersuchungen (Untersuchung der Jahresringe der beim Burgenbau verwendeten Eichenstämme) besagen, dass diese Stämme 1151/52 geschlagen wurden, dies ist damit die vermutliche Bauzeit der Burg. Dem ersten Beleg des Namens Gießen aus dem Jahre 1197 folgt 1248 die Ersterwähnung Gießens als Stadt.
Von der genannten Wasserburg ist nichts Sichtbares mehr erhalten, auf dem Gelände wurde jedoch ein heute wieder errichtetes Burgmannenhaus (“Leib’sche Haus”) erbaut, dessen für das Fachwerk verwendete Stämme nach dendrochronologischem Gutachten 1349/50 geschlagen wurden. Eine landgräfliche Burg, heute das “Alte Schloß”, wird in der ersten Hälfte des 14. Jh. an der östlichen Ecke der mittelalterlichen Stadtmauer errichtet. Das Alte Schloß und das Leib’sche Haus sind die ältesten mittelalterlichen baulichen Zeugnisse. Beide wurden 1944 stark beschädigt, jedoch wieder aufgebaut. Das Mitte des 15. Jh. am kleinen dreieckigen Gießener Marktplatz erbaute und ebenfalls 1944 zerstörte Rathaus wurde dagegen nicht wieder aufgebaut.
Entwicklungsschübe bekam das im Mittelalter recht unbedeutende Gießen im 16. Jh. mit dem Festungsbau in der Zeit um 1530. Dieser hing mit der exponierten Position des Hessischen Landgrafen in den Religionsstreitigkeiten des Reformationszeitalters zusammen.
Der nächste Entwicklungsschub und Bedeutungszuwachs geschah durch die Gründung der Gießener Universität im Jahre 1607, ein Ergebnis testamentarischer und religiös motivierter Streitigkeiten zwischen dem calvinistischen Hessen-Kassel und dem lutherisch orientierten Haus Hessen-Darmstadt.
Die Abtragung der inzwischen militärisch wertlosen Festungsanlagen Anfang des 19. Jh. schuf zwar die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Stadt, entscheidend im Sinne eines Entwicklungschubes wirkte aber erst der Bau der Main-Weser-Bahn, die ab 1852 durchgehend befahrbar war. In den folgenden zwei Jahrzenten entwickelte sich Gießen durch den Bau der Strecken Gießen-Deutz, Gießen-Koblenz, Gießen-Gelnhausen und Gießen-Fulda zum Eisenbahnknotenpunkt. Letztgenannte Eigenschaft war dann knapp einhundert Jahre später im November 1944 der Grund, dass Gießen im Zuge des alliierten Vormarsches ins Visier der alliierten Bomber geriet: Zur Brechung der restlichen deutschen Kampfkraft war es notwendig, die Nachschublinien - d. h. vor allem die Eisenbahnlinien - zu zerstören. Keine 4 Wochen später waren die Bahnanlage und weite Teile des Stadtkerns von Gießen zerstört.
Kategorie: Bibliographie
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