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Schl.2004 - Das Massengrab auf dem Friedhof von Kleinlinden
Bericht von Hugo Weigel - Auszug aus Manuskript, Schl.2004

2004

Text: Das Massengrab auf dem Friedhof von Kleinlinden



Angaben zur Person: Bericht von Hugo Weigel (*1935), Juli 2004


Die Trauerfeier für die Bombenopfer vom 6. Dezember 1944 sollte ursprünglich am 11.12.1944 auf dem Kleinlindener Friedhof sein. Als sich aber um 11:47 Uhr ein Bomberverband näherte, rannten alle Trauernden auseinander und warfen sich zum Teil zwischen den Gräbern zu Boden. Es gab erneut einen Fliegerangriff auf Gießen, dabei fielen auch einige Bomben auf Kleinlinden und forderten ihre Opfer. Dieser Angriff war aber bei weitem nicht so verheerend wie der vom 6. Dezember 1944. Nachdem die Trauerfeier wegen häufigen Fliegeralarm und weiteren Luftangriffen immer wieder verschoben werden mußte, fand der Gedenkgottesdienst am 14.01.1945 in der Kleinlindener Kirche statt. Pfarrer Schultheis schreibt dazu im Kirchenbuch: „Es war 8 kalt. Ich mußte zu Fuß von Großen-Linden nach Kleinlinden gehen. Der Weg war glatt und beschwerlich ...“
Da in der Predigt mehrfach die Rede von einem Massengrab war, von dem ich bisher nie etwas gehört hatte, habe ich viele mir bekannte, insbesondere alte Kleinlindener daraufhin befragt. Die meisten Befragten konnten sich das nicht vorstellen und waren der Meinung, unter den Kreuzen der in Hufeisenform angelegten Grabanlage würden in etwa auch die Menschen liegen, deren Namen auf den Kreuzen stehen.
Erst nachdem ich mit Frau Liesel Bieker, geb. 1923, Bergwaldstr. 4, ein Gespräch geführt hatte, bekam ich die Bestätigung, daß ein Massengrab existiert. Sie hat 1944 in das offene Grab geschaut und teilweise noch Kleidungsstücke von einzelnen Toten, für die es keine Särge mehr gab, gesehen. Ebenso hat Willi Schneider, geb. 1931, Wetzlarer Str. 6, gesehen, daß ein Massengrab etwa in der Form, wie nun schon seit vielen Jahren das Gräberfeld in U-Form angelegt ist, ausgehoben war. Nach seiner Erinnerung kamen in manche Särge, soweit vorhanden, Erwachsene und Kinder in einen Sarg.
Auch Helmut Hillgärtner bezeugt die Existenz eines Massengrabes. In der Grabanlage um das große Holzkreuz herum liegen außer den Soldaten, die unmittelbar unter dem Holzkreuz liegen, 97 Opfer des Bombenangriffs von 1944 begraben. Das geht aus dem Buch hervor, das 1983 von Karl Volk und Erwin Watz angelegt wurde und seit dem in der Kirche ausliegt. Nach Auskunft vieler Zeitzeugen wurden alle oder fast alle Toten mit Schubkarren, Handwagen oder mit Kuh- und Pferdefuhrwerken zuerst in das damalige Spritzenhaus, heute Feuerwehrhaus, gefahren. Von dort wurden sie auf den Friedhof transportiert, um zur letzten Ruhestätte in dieser Welt gebettet zu werden.


Kategorie:  Bibliographie
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