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Wiesbaden, Stadtschloss 1837-41
Nassauische Residenz bis 1866

wiki juli 2012:

Nassauische Stadtresidenz (1841 bis 1866)
Wappen der nassauischen Herzöge über dem Eingang des Schlosses

Bereits 1744 wurde Wiesbaden zur Residenz der Fürsten von Nassau-Usingen erhoben, als der Sitz von Usingen im Taunus in das seit 1701 entstandene barocke Biebricher Schloss am Rhein verlegt wurde. Folgerichtig wurde die Stadt 1806 Hauptstadt des neu gegründeten Herzogtums Nassau, Herzog Friedrich August von Nassau-Usingen Staatsoberhaupt. Als er am 24. März 1816 kinderlos starb, ging die Herzogswürde auf die Linie Nassau-Weilburg über. Wilhelm I. wurde neuer Herzog und zog vom eigens für ihn errichteten Erbprinzenpalais an der Wilhelmstraße ins Biebricher Schloss. Eigentlich hatte sein Vater Friedrich Wilhelm die Amtsgeschäfte führen sollen, dieser starb jedoch nur zwei Monate zuvor, am 9. Januar 1816, bei einem tragischen Unfall in Schloss Weilburg: er stürzte von einer Treppe.
Die Mollersche Ecklösung mit Treppe, Säulen und Haupteingang: Im zweiten Obergeschoss das Nassauische Wappen. Der Balkon trägt heute die Inschrift "Hessischer Landtag"

In den 1830er Jahren kamen Überlegungen auf, den Sitz vom stadtfernen Rheinufer in die Stadt zu verlegen. Zunächst war ein Bauplatz am repräsentativen klassizistischen Luisenplatz im Gespräch, der damals jedoch noch am Stadtrand lag. Schließlich wurde der zentrale Standort am Marktplatz gewählt, offiziell, um mehr Bürgernähe zu demonstrieren. An der Nordseite des Platzes wurden mehrere Gebäude erworben, darunter das noch existente 1826 erbaute Kavaliershaus. Die Planungen für das "Herzogliche Haus am Markt", wie das Schloss zunächst hieß, wurden an den bekannten Oberbaudirektor Georg Moller aus Darmstadt vergeben, der sich dort schon einen Namen gemacht hatte. Insbesondere musste eine anspruchsvolle Ecklösung gefunden werden, da diese für das Gebäude und den ganzen Platz bestimmend sein würde. Moller beauftragte schließlich den Wiesbadener Baumeister Richard Goerz mit der Ausführung, 1837 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Herzog Wilhelm sollte die Fertigstellung seines Schlosses jedoch nicht mehr erleben; er starb am 20. August 1839 während der Kur in Bad Kissingen an einem Schlaganfall. Sein 22-jähriger Sohn Adolf I. zog dann erstmals im November 1841 in das fertig gestellte Gebäude. Er bewohnte das Haus jedoch nur in den Wintermonaten, im Sommer zog es ihn weiterhin nach Schloss Biebrich.

1844 heiratete er die russische Prinzessin Elisabeth Michailowna, die Tochter von Michael Romanow (1798-1849), dem jüngeren Bruder der Zaren Alexander I. (Regierungszeit: 1801 bis 1825) und Nikolaus I. (Regierungszeit: 1826 bis 1855). Als seine Gemahlin am 27. Januar 1845 im Kindbett zusammen mit dem Kind starb, ließ er als Grabeskirche ihr zu Ehren die Russische Kapelle auf dem Neroberg errichten.

Während der Märzrevolution 1848 kam es vor dem Herzoglichen Schoss zu einem Volksaufstand. Am 4. März 1848 versammelte sich eine bis dato nicht für möglich gehaltene Menge von 30.000 aufgebrachten Bürgern auf dem Marktplatz, um die zuvor gestellten "Neun Forderungen der Nassauer" (Volksbewaffnung, Pressefreiheit, Vereinsrecht, öffentliche Gerichtsverfahren, Versammlungsfreiheit, etc.) zu bekräftigen und riefen nach der Republik. Der eiligst aus Berlin herbeigerufene Herzog versprach in seiner Not die Forderungen zu erfüllen. Obwohl er diese später teilweise zurücknahm, genoss er mit längerer Regierungszeit ein immer größeres Ansehen in der Bevölkerung.

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