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Der Sieg muss eingtroffen sein, bevordieser Brief beieuch ankommt
1943 - 1944
‘Der Sieg muss ... eingetroffen sein, wenn dieser Brief bei Euch ankommt’
Der Bombenkrieg im Spiegel von Feldpostbriefen
Dok. 1.
Brief an die Eltern und die Frau O.U. den 31. 08 1943
[keine Transkription, da mit Schreibmaschine geschrieben]
Dok. 2.
Obergefreiter H.J. Mewes
Feldpost-Nr. 48460
O.U. den 14. September 1943
Liebe Eltern!
(...) Um es gleich vorweg zu nehmen, ich finde mich immer noch ohne Nachrichten von Euch und Simone. (...)
Die Vorgesetzten scheinen auch alle sehr angenehm, wenn es auch nie ein solch herzliches Verhältnis werden wird wie mit Inspektor Frischbutter, Oberstlt. v. Müller u.s.w. bei meiner früheren Dienststelle. Dort stimmten alle in ihren Ansichten überein, während man hier doch besser etwas vorsichtiger ist. (...)
Dok. 3.
Obergefreiter H.J. Mewes
Feldpost-Nr. 48460
O.U. den 28. November 1943
Lieber Bruder!
Vielen Dank für Dein Schreiben vom 14. Nov., das ich gestern erhielt. Ich bin schon seit Wochen vertretungsweise Kurier und hole u. a. die Feldpost täglich 2x ab. Durch die zahlreichen Luftangriffe auf Berlin und andere Städte klappt es natürlich z. Zt. mit der Feldpost nicht richtig. Ich gehe also oft genug vergeblich hin.
Berlin muß übrigens unbeschreiblich gelitten haben. Ich hörte heute die ersten Schilderungen, die allerdings den letzten und schwersten Angriff noch nicht mit enthielten.
Wann die Vergeltung kommt, kann ich noch nicht übersehen, sollte es aber noch lange dauern, befürchte ich auch für Städte wie Gießen. Zwar ist dort kaum Industrie, aber ein Verkehrsknotenpunkt erster Ordnung bleibt es doch. [...]
Deine Schilderungen aus Ddorf sind noch nicht so schlimm (bei allem Traurigen, was Du dort miterleben mußtest) wie die der Hannoveraner. Ein Kamerad von hier kam vom Bombenurlaub aus dieser Stadt zurück. Er lebte dort mit 6köpfiger Familie vom Mietertrag von 2 Häusern (...) Das erste, in dem er selbst wohnte, ist vollkommen zerstört. Das andere teilweise [...]
Ein anderer von meiner Stube ist noch in H.. Er hat 2x [Urlaubs-] Verlängerung bekommen wegen Bombenschaden. Heute brachte unsere Ostlandzeitung einen Artikel “Erinnerungen an Hannover”... Es soll aber mit am schlimmsten getroffen sein. (...)
Ich rechne aber damit, dass die Bombenangriffe jetzt ein Ausmass annehmen werden, wie man es noch nicht kannte, wenn die Vergeltung nicht vorher kommt. Wie es wohl bei Onkel Paul in Berlin aussieht? (...)
Dok. 4.
Lieber Kamerad Mewes! Duisburg, den 20.12.43
(...) Wir verschleißen hier auch so einen Tag nach dem anderen und warten täglich auf den kalten Schlag besonders aber auf die Vergeltung, die ja so fürchterlich ausfallen soll. Hoffentlich überrascht die Vergeltung den Tommy unerwartet und bald, ehe er uns zuvorkommt. Berlin hat in der letzten Zeit ja auch kräftig vom Tommy mitbekommen, so dass nun auf diese Schläge hin die Vergeltung steigen könnte, sonst sieht ja das schöne Berlin zuletzt ja auch aus wie Hamburg. Bei uns haben früher immer die Kinder gesungen: “lieber Tommy, fliege weiter, denn hier wohnen nur Ruhrarbeiter, fliege nach Berlin, die haben ja am lautesten ‘ja!’ geschrieen”. Dieses Singen ist ja unverschämt und wurde verboten, zumal der Tommy diesen Gesang wahrscheinlich gehört hat, weil er ihn in die Tat umgesetzt hat. (...)
So nun mein lieber Hans nochmals die herzl.. Weihnachts- und Neujahrswünsche von Deinem Kamerad und Freund Heinrich P.
Dok.5.
Duisburg, 6.7.44
Lieber Kamerad Hans,
(...) Wo sind alle unseren früheren Standorte in Rußland, Smolensk, Witebsk, Borisow geblieben und wie lange noch, dann wird auch Wilna nicht mehr in deutscher Hand sein. Die russische Lawine hat ein tolles Tempo eingeschlagen. Ich habe, als ich mich damals 1942 in Rußland entfernte, so etwas schon immer geahnt... (...)
Ja der Krieg macht an allen Fronten Fortschritte, aber für besonders große Optimisten nicht der richtige Fortschritt. Cherbourg ist nun leider inzwischen ein Sprungbrett für den Tommy und Amerikaner geworden und diese angeblichen Gangster haben sich doch länger als 9 Stunden in Frankreich gehalten. Wie man sagt soll auch Caen sich der Tommy angeeignet haben. Eine große Unverschämtheit, die gesühnt werden muß. Für diese Unverschämtheit muß der Tommy aber zur gegebenen Zeit büßen. Ich nehme an, wenn V 10 steigt, dann ist es mit dem Tommy vorbei. Im Osten sieht es fast aus, als wenn der Iwan ein[en] Besuch in Ostpreußen machen wollte. Mir hat aber dieser Tage jemand gesagt, wir lassen den Russen genauso wie den Tommy recht weit ins Land kommen, schneiden dann den Rückzug ab, so dass dann die feindlichen Armeen gefangen sind und der Krieg zu Ende ist. Es wäre eine schöne Sache wenn das so klappen würde. Hoffen wir nicht, daß das Gegenteil eintritt! (...)
Dein Kamerad Heinrich P.
Dok. 6
Uffz. Helmut K. H.Qu. 29.7.44
Lieber Hans!
Da nun auch im Nordabschnitt planmässige Frontverkürzungen vorgenommen werden, habe ich an Dich denken müssen. Hoffentlich konntest Du auch diesem Befehl mit Deinem vorbildlichen Pflichtbewußtsein Folge leisten. (...)
In den letzten Tagen wurde auch die Stadt Wetzlar genannt. Du kannst Dir denken, dass ich dabei auch an Deinen jetzigen Heimatort denken musste. Hoffentlich sind Deine Angehörigen verschont geblieben! Zum Glück kann ich das auch immer noch von meinen Angehörigen berichten.
Es scheint fast so, als wollten unsere Feinde, nachdem ihr Attentat durch die glückliche Vorsehung vereitelt wurde und uns unseren geliebten Führer erhalten hat, nun die Luftangriffe in verstärktem Maße durchführen. Sehr wichtig war übrigens gerade in der augenblicklichen Zeit die Einführung des Deutschen Grüßens in der Wehrmacht. Diese Maßnahme begrüßen wir alle sehr. Wird doch gerade hierdurch eine einheitliche innere Einstellung erzielt. Ich weiß ja, dass Du auch diesmal Deine Zustimmung nicht versagst.
Mit schweren Sorgen denke ich an den kommenden Winter ...
Dann aber sage ich mir, wir alle sitzen in einem großen Schiff, das unser Führer mit sicherer Hand durch die vielen Klippen steuern wird. Niemand kann vorher aussteigen, ohne zugrundezugehen. (...)
Dein Freund Helmut
Dok. 7
Uffz. Helmut K.
Feldpost-Nr. 28146A Südostpreussen 13.9.44
Lieber Hans,
(...) Ich wusste gar nicht, dass Du mit unserem “Väterchen” noch in Briefkontakt stehst und kann mir vorstellen wie sehr er Churchill und die anderen Kriegsverbrecher hasst. Auch mein Wunsch ist, dass die Engländer und Amerikaner möglichst schnell bis zum Rhein vorstoßen, damit wir dann diesen Kriegsverbrechern endlich den Dolchstoß versetzen können. (...)
[“Väterchen” ist Spitzname für einen älteren Kameraden]
Dok. 8
Obergefr. Mewes
Feldpost-Nr. 21230 Forsthaus, den 8.11.44
Lieber Vater!
Anbei zunächst die [Päckchen-] Marken, nach denen Simone fragte. Dann ein Zirkular, das ich gestern vertreiben musste. Nachdem heute V2 im Wehrmachtsbericht genannt wurde, was der Hellseher genau voraus gesagt hat, bin ich restlos überzeugt. Der größte Landsieg über England muß nach seinen Voraussagen eingetroffen sein, wenn dieser Brief bei Euch ankommt. (...)
[Mewes mußte ein Zirkular verteilen, in dem die sensationelle Meldung einer Norwegischen Zeitung verbreitet wird, der Hellseher Sven Green habe den Deutschen Sieg und die Vernichtung alle Feinde für das Jahr 1946 vorhergesagt.]
Dok. 9
11.12.44
Liebe Eltern, Frau und Kläuschen!
Anbei eine Päckchenmarke. Hoffentlich trifft Sie Euch nach dem 6.11.44 in der Lage, etwas zu schicken. Ich warte ungeduldig auf Nachrichten von Euch. Herzliche Grüsse
Hans Joachim
Kategorie: Bibliographie
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