schlagetter-p.de

Startseite > Suchergebnis

Erste Eingabe: 29.11.2024
Letzte Eingabe: 29.11.2024
Schl.2004 - Mewes-Erläuterungen
Wirtschaftswissenschaftler, Sozialdemokrat, Dilomat...

1911-1972

Kapitel Mewes

MEWES Erläuterungen

Briefe aus dem Nachlass des Hans Joachim Mewes

Im Nachlass des Hans Joachim Mewes befinden sich sechs Mappen Feldpostbriefe und Reiseeindrücke aus der Zeit von 1939 bis zum 11. Dezember 1944. Der letzte Feldpostbrief wurde an dem selben Tag geschrieben, an dem das Haus der Familie Mewes in der Gießener Henselstr. 8 zerstört wurde.
Auszüge daraus wurden von Klaus Mewes, dem Sohn von Hans Joachim Mewes, 1997 veröffentlicht. (IN: George/Haug/Kah: Die andere Perspektive).
Mit Hilfe dieser Auswahl und einem von Klaus Mewes bisher nicht veröffentlichten ausführlichen Inhaltsverzeichnis der Briefe wurden besonders aussagekräftige Briefe von Hans Joachim Mewes und einiger seiner Korrespondenzpartner im Hinblick auf Aussagen zum Bombenkrieg ausgewählt.
Es wird deutlich, dass die Bombenangriffe auf die Heimat durchaus auch auf die an den Fronten kämpfenden Truppen Einfluss hatten. Es wird weiterhin deutlich, dass es Soldaten gab, die sich die NS-Propaganda über den Kriegsverlauf nicht zu eigen gemacht haben.. Eine solche Position konnte jedoch unter den Bedingungen der gewaltsamen Unterdrückung jeder oppositionellen Meinung nicht offen geäußert werden. Mit mehr oder weniger feiner Ironie, plumpen Übertreibungen, einfältig wirkenden Glaubensbekenntnissen und vorsichtigen Andeutungen erscheint zwischen den Zeilen eine oppositionelle Grundstimmung. Die Ursachen können sowohl prinzipielle Gegnerschaft zur NS-Politik gewesen sein, als auch Ernüchterung angesichts nicht eingetretener Blitzsiegsprophezeiungen der NS-Propaganda.


[separater Text-Kasten]

Der Briefschreiber Hans Joachim Mewes

Hans Joachim Mewes (1911-1972) war mit seinen Eltern 1920 von Duisburg nach Gießen gezogen. 1928 erfolgte der Kauf des Hauses in der Henselstr.8. Nach dem Abitur in Gießen engagierte er sich als Sozialdemokrat in einer sozialistischen Studentengruppe,
1933 kandidierte er bei den Wahlen zum Allgemeinen Studentenausschuss (AStA). Im Gießener AStA dominierten schon vor 1933 die Nationalsozialisten. Die Anhänger einer demokratischen Republik waren in der Minderheit.
Als Volks- und Staatsfeind wurde Mewes daraufhin vom Studium an allen deutschen Hochschulen ausgeschlossen. In Freiburg/Schweiz schloss er erfolgreich sein Studium der Wirtschaftswissenschaften ab, promovierte und lernte seine Frau Simone kennen, die er 1938 in Gießen heiratete. Seine erste berufliche Tätigkeit fand er in Duisburg.
1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Als Soldat war er u.a. in Antwerpen, Belgrad, Warschau, Smolensk und Riga. Seine Frau zog wegen der im Ruhrgebiet drohenden Luftangriffe mit dem 1939 geborenen Sohn Klaus von Duisburg nach Gießen.
Hier lebten sie bei den Eltern des Briefeschreibers in der Henselstraße 8.
Die vom Feldpostbriefschreiber erwarteten Luftangriffe auf Gießen erfolgten dann im Dezember 1944.
Nach Kriegsende wurde Mewes Wirtschaftsredakteur bei der “Marburger Presse”. In den fünfziger Jahren trat er in den diplomatischen Dienst ein und war in bundesrepublikanischen Botschaften in Lateinamerika eingesetzt. 1972 starb er in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia.

Kategorie:  Bibliographie
Filter:   *  1914-18-45/ WK I-II /NS * Gießen * Krieg, Militär, Waffen *